Häufig taucht die Frage auf, was ist besser: Die klassische Terminalserverlösung oder eine virtuelle Desktop Infrastruktur? Die Frage lässt sich beantworten wenn die Randbedingungen bekannt sind. Deshalb einige Erläuterungen.

 

Terminalservices (Anwendungsvirtualisierung)

Mit dieser Technologie werden auf einem Server (Terminalserver) Anwendungen bereit gestellt. Zum Beispiel Office Programme, Verknüpfungen zu CRM Systemen mit Verweis auf den entsprechenden Datenbankserver oder anderweitige Client Applikationen. Ein PC oder ein Thin Client in einem Netzwerk kann nun über RDP (remote desktop protocol) auf diesen Server zugreifen und öffnet entweder einen kompletten Windows Desktop mit den bereitgestellten Programmen oder nur eine der bereit gestellten Anwendungen. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Die Administration des Systems ist mit einem geringen Aufwand verbunden, da die Anwendungen lediglich ein einziges Mal installiert werden müssen und demzufolge auch nur an einer einzigen Stelle verwaltet werden. Der Anwender am PC sieht lediglich seinen Bildschirm, es werden keine weiteren Daten vom Server zum PC übertragen. Sofern ein Netzwerkzugang besteht, sind die Anwender standortunabhäng und da die Bandbreitenanforderung des RDP Protokolls klein gehalten ist, sind Terminalsitzungen auch mit DSL Anschlüssen größer 250 kbit/sec möglich (eine Sitzung). Erweiterungen der Remotedesktopdienste (RDS) mit Änderung des RDP Protokolls finden sich bei Produkten der Firma Citrix Systems mit deren XEN APP Editionen, Protokoll ICA (independent computing architecture). Das Protokoll ICA benötigt noch weniger Bandbreite als RDP. Angegeben sind 10 – 20 kbit/sec und Sitzung, ein komfortables Arbeiten ist mit ISDN Kanalbündelung (128 kBit/sec ) problemlos möglich.

Ein Nachteil des Terminalserverkonzeptes ist, dass alle Anwender die auf dem Terminalserver arbeiten sich die gleiche Anwendung teilen und dass sich Anwendungen damit nicht oder nur bedingt individualisieren lassen. “Hängende” Anwendungen (insbesondere solche, die nicht für den Betrieb in Terminalumgebungen ausgelegt sind) können dazu führen, dass diese auch nicht mehr von anderen Usern gestartet werden können oder dass der komplette Server steht. Deshalb ist es ratsam Terminalserverlösungen dort einzusetzen, wo standardisierte Programme zum Einsatz kommen und wo nicht zu viele unterschiedliche Applikationen durch die User bedient werden müssen. Ein weiterer Nachteil zeigt sich, wenn Anforderungen aus dem Multimediabereich anstehen.

Benötigte Komponenten:
Terminalserver-Hardware, Serverbetriebssystem (w3k, w8k, w8kR2), pro Nutzer oder Gerät eine Zugriffslizenz auf den Server, pro Nutzer oder Gerät eine Terminalserverzugriffslizenz (TS CAL), Client Hardware (PC´s oder bei Neuanschaffung ThinClients)


Virtual Desktop Infrastructure (VDI)

Bei diesem Virtualisierungskonzept erhält jeder Anwender auf einer Virtualisierungshardware mit einem Hypervisor eine eigene in sich geschlossenen virtuelle Arbeitsumgebung mit eigenem Betriebssystem und eigenen Applikationen. Der Hypervisor (auch virtual machine monitor – VMM) ist eine Software, die virtuelle Maschinen bzw. deren Umgebung erzeugt und dabei die Hardwareressourcen wie Speicher, CPU´s, Controller e.t.c. auf die Gastsysteme aufteilt. Es gibt zwei Typen von Hypervisors:

  1. Software, die direkt auf der V-Hardware installiert wird (Typ 1 – z.B. VMWare ESX/ESXi, Xen)
  2. Hypervisor – Software, die auf einem vollwertigen Betriebssystem läuft unter Nutzung der Ressourcen (Treiber) des Betriebssystems (Typ 2 – z.B. VMWare Server, VMareWorkstation, Microsoft Virtual PC)

Einen interessanten Beitrag über verschiedene Hypervisors finden Sie hier.

Der Vorteil der VDI Lösung liegt in der Individualisierung der Desktops mit seinen Anwendungen und der Ausfallsicherheit des Gesamtsystems wenn eine Maschine hängt. Der Nachteil besteht jedoch in einem erhöhtem Verwaltungsaufwand, gerade dann wenn die Anzahl der virtuellen Maschinen steigt sowie in einem 20 – 30 % erhöhten Kostenaufwand für Hardware und Softwarelizenzen. Die Lizensierung und eine Kostenschätzung gestalten sich sehr schwierig, abhängig vom verwendeten Hypervisor. Dieses Thema wird in einem der nächsten Beiträge erscheinen. Für eine reine Microsoftumgebung zur Virtualisierung von Servern gibt es unter folgendem Link einen Virtualisierungs Rechner:

http://www.microsoft.com/en-us/server-cloud/windows-server/hyper-v-benefits.aspx#calculator

Hier finden Sie Informationen zu den Lizenzbedingungen für den Zugriff auf zentral installierte Desktops (VDA – Windows Virtual Desktop Access):
http://www.windowspro.de/wolfgang-sommergut/was-windows-virtual-desktop-access-windows-vda-im-vergleich-zur-vecd-aendert

Benötigte Komponenten:
Virtualisierungshardware, Hypervisor (Lizensierung nach Anzahl der Prozessoren/Prozessorkernen), pro virtuellen Desktop Lizenz für den Zugriff, pro virtuellem Desktop ein vollwertiges Betriebssystem, ThinClients (VDI tauglich!)